Pogranitschny (Kaliningrad, Bagrationowsk)
Siedlung
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Pogranitschny (russisch Пограничный, deutsch Hermsdorf, Kreis Heiligenbeil) ist eine Siedlung in der russischen Oblast Kaliningrad im Rajon Bagrationowsk. Der Ort gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Bagrationowsk.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pogranitschny liegt zwei Kilometer nördlich der polnisch-russischen Grenze und sieben Kilometer westlich der Siedlung Kornewo (Zinten). Bis zu der ehemaligen Reichsautobahn Berlin–Königsberg und heutigen russischen Regionalstraße 27A-002 (ex R516) beim inzwischen nicht mehr existenten Dorf Iwanzowo (Deutsch Thierau) bzw. bei Nowosjolowo (Groß Rödersdorf) sind es jeweils sieben Kilometer.
Bis 1945 war Hermsdorf Bahnstation an der Reichsbahnstrecke Heiligenbeil – Zinten – Preußisch Eylau, die dann stillgelegt und größtenteils demontiert wurde.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. August 1337 wurde Hermsdorf das erste Mal urkundlich erwähnt. Damals nämlich stellte der Komtur von Balga (nach 1945 russisch Wessjoloje, heute keine eigenständige Ortschaft mehr), Heinrich von Muro (Heinrich von der Mauer), dem Lokator Hermann die Handfeste für den neu zu gründenden Ort Hermannsdorf aus. Von dieser Bezeichnung leitet sich die spätere Namensform Hermsdorf ab. Hermsdorf lebte von Viehzucht und Ackerbau und auch ein wenig Spinnerei. Es gab eine Kirche, einen Krug, eine Wassermühle und eine Schmiede. Auch verfügte der Ort über eine Schule.
Im Jahre 1910 zählte man in Hermsdorf 965 Einwohner. Ihre Zahl sank bis 1933 auf 814 und betrug 1939 noch 837.
1874 bildete man aus den beiden Landgemeinden Hermsdorf und Stolzenberg sowie dem Gutsbezirk Lauenfeld den Amtsbezirk Hermsdorf. Er gehörte zum Landkreis Heiligenbeil im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Das zuständige Amtsgericht war das in Zinten. Aufgrund von Strukturveränderungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten 1945 noch drei Landgemeinden zum Amtsbezirk Hermsdorf: Hermsdorf, Schönrade und Stolzenberg.
Nach 1945 wurde der nun Pogranitschny genannte Ort in den Rajon Laduschkin innerhalb der Oblast Kaliningrad eingegliedert und Sitz eines Dorfsowjets. Seit 1963 gehört der Ort zum Rajon Bagrationowsk und wurde dort als Verwaltungssitz des unverändert benannten Dorfsowjets von Sowchosnoje abgelöst. Auch die von 2008 bis 2016 existente Landgemeinde Pogranitschnoje selskoje posselenije wurde von Sowchosnoje aus verwaltet. Seit 2017 gehört Pogranitschny zum Stadtkreis Bagrationowsk.
Pogranitschny selski Sowet/okrug 1947–2008
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Dorfsowjet Pogranitschny selski Sowet (ru. Пограничный сельский Совет) wurde im Juli 1947 im Rajon Laduschkin eingerichtet.[2] Dessen Verwaltungssitz war zunächst die Siedlung Pogranitschny. Nach der Auflösung des Rajon Laduschkin zur Jahreswende 1962/1963 gelangte der Dorfsowjet in den Rajon Bagrationowsk. Möglicherweise in diesem Zusammenhang wurden die meisten Orte des bis 1954 bestehenden Nowo-Moskowski selski Sowet und die zwischenzeitlich zum Pjatidoroschny selski Sowet gehörten, in den Pogranitschny selski Sowet eingegliedert, sowie der Verwaltungssitz des Dorfsowjets nach Sowchosnoje verlegt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Pogranitschny selski okrug (ru. Пограничный сельский округ). Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen 13 Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Pogranitschnoje selskoje posselenije eingegliedert.
Ortsname | Name bis 1947/50 | Bemerkungen |
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Berjosowka (Берёзовка) | Grünwiese | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. Er wurde vor 1975 verlassen. |
Bolschedoroschnoje (Большедорожное) | Dagwitten, Julienhof und Laukitten[3] | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. |
Gogolewo (Гоголево), seit 1993: Bolschedoroschnoje | Kopainen | Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. Er wurde vor 1975 an den Ort Bolschedoroschnoje angeschlossen |
Iljitschowka (Ильичёвка) | Lank | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. |
Iwanzowo (Иванцово) | Deutsch Thierau | Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen |
Jablotschkino (Яблочкино) | Lokehnen | Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. |
Jasnaja Poljana (Ясная Поляна) | Diedersdorf | Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen |
Jasnoje (Ясное) | Lönhöfen | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. Er wurde vor 1975 verlassen. |
Krasnoarmeiskoje (Красноармейское), jetzt: Oktjabrskoje |
Patranken | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. Später wurde er offenbar zunächst an den Ort Oktjabrskoje und schließlich an den Ort Muschkino angeschlossen |
Muschkino | Lauck und Stobecken | Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. |
Nowo-Moskowskoje (Ново-Московское) | Poplitten | Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst der Verwaltungssitz des Dorfsowjets Nowo-Moskowski. |
Oktjabrskoje (Октябрьское) | Wargitten | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. |
Panfilowo (Панфилово) | Preußisch Thierau | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. Er wurde vor 1975 verlassen. |
Perwomaiskoje (Первомайское) | Pottlitten | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. |
Pogranitschny (Пограничный) | Hermsdorf | Der Verwaltungssitz vermutlich bis etwa 1963. |
Poretschje (Поречье) | Ober/Unter Ecker[4] | Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kornewski. Er wurde vor 1975 verlassen. |
Priwolnoje (Привольное) | Plössen | Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kornewski. Er wurde vor 1975 verlassen. |
Proletarskoje (Пролетарское) | Legnitten | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. |
Puschkino (Пушкино) | Wesselshöfen | Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kornewski. Er wurde vor 1975 verlassen. |
Rasdolnoje (Раздольное) | Adlig Pohren | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. |
Skworzowo (Скворцово) | Dösen | Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kornewski. Er wurde vor 1975 verlassen. |
Sosnowka (Сосновка) | Schwanis | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. |
Sowchosnoje (Совхозное) | Rippen | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. Er war seit vermutlich etwa 1963 Verwaltungssitz des Dorfsowjets Pogranitschny. |
Wetrowo (Ветрово) | Schölen | Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Nowo-Moskowski. |
Zeitweise gehörte auch der Ort Woronowo (deutsch ursprünglich Alt Kainen und Louisenhof) zum Pogranitschny selski Sowet.
Auf Karten der 1970er und 1980er Jahre ist auch der weitere Ort Gorkowski (Perwilten) eingezeichnet. In amtlichen Verzeichnissen ist er bisher nicht nachgewiesen worden. Er gehört evtl. heute zu Muschkino.
Pogranitschnoje selskoje posselenije 2008–2016
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Landgemeinde Pogranitschnoje selskoje posselenije (ru. Пограничное сельское поселение) wurde im Jahr 2008 eingerichtet.[5] Wie schon beim Dorfsowjet Pogranitschny selski Sowet war auch hier Pogranitschny nur der namensgebende Ort, während der Verwaltungssitz dieser Landgemeinde sich in Sowchosnoje befand. Die 25 jeweils als Siedlung (russisch: possjolok) eingestuften Ortschaften gehörten vorher zu den Dorfbezirken Kornewski selski okrug, Pjatidoroschny selski okrug und Pogranitschny selski okrug. Im Jahr 2017 ging die Gemeinde in den neu geschaffenen Stadtkreis Bagrationowsk auf.
Zur Pogranitschnoje selskoje posselenije gehörten:
Ortsname | deutscher Name | Ortsname | deutscher Name | |
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Bolschedoroschnoje (Большедорожное) | Dagwitten, Julienhof, Kopainen und Laukitten |
Pjatidoroschnoje (Пятидорожное) | Bladiau | |
Iljitschowka (Ильичёвка) | Lank | Pogranitschny (Пограничный) | Hermsdorf | |
Jablotschkino (Яблочкино) | Lokehnen | Primorskoje (Приморское) | Wolittnick | |
Kornewo (Корнево) | Zinten | Proletarskoje (Пролетарское) | Legnitten | |
Kossatuchino (Косатухино) | Barsen und Sollecken | Rasdolnoje (Раздольное) | Adlig Pohren | |
Kunzewo (Кунцево) | Weßlienen | Schukowka (Жуковка) | Quilitten | |
Medowoje (Медовое) | Sollnicken und Tykrigehnen | Snamenka (Знаменка) | Groß Hoppenbruch | |
Moskowskoje (Московское) | Partheinen und Mükühnen | Sowchosnoje (Совхозное) | Rippen | |
Muschkino (Мушкино) | Lauck und Stobecken | Sosnowka (Сосновка) | Schwanis | |
Nowo-Moskowskoje (Ново-Московское) | Pörschken, Poplitten und Louisenhof | Timirjasewo (Тимирязево) | Rauschnick, Poplauken und Newecken | |
Nowosjolowo (Новосёлово) | Groß Rödersdorf | Tropinino (Тропинино) | Heide Kr. Heiligenbeil | |
Oktjabrskoje (Октябрьское) | Wargitten und Patranken | Wetrowo (Ветрово) | Schölen | |
Perwomaiskoje (Первомайское) | Pottlitten |
Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dorfkirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hermsdorfer Kirche hatte die Kriegshandlungen 1945 weitgehend unbeschadet überstanden. Sie wurde in der Folgezeit allerdings als Lagerhalle benutzt und verfiel – mangels notwendiger Pflegemaßnahmen – immer mehr. In den 1970er Jahren wurde sie dem Erdboden gleichgemacht, lediglich das Fundament des Turmes ist noch erkennbar.
Kirchspiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hermsdorf ist von vornherein als Kirchdorf konzipiert worden. Das Kirchspiel bestand somit bereits in vorreformatorischer Zeit. Bis 1945 war Hermsdorf Pfarrort für das evangelische Kirchspiel Hermsdorf-Pellen im Kirchenkreis Heiligenbeil der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
Zum Kirchspiel gehörten:
- Sprengel Hermsdorf (heute auf russischem Staatsgebiet):
- Bartlangen
- Diedersdorf (russischer Name: Jasnaja Poljana)
- Erichswalde
- Hermsdorf* (Pogranitschny)
mit Wohnplatz Steinberg - Lauenfeld
- Lokehnen (Jablotschkino)
- Marienhöhe
- Ritterhof*
- Schönrade
- Stolzenberg*
- Sprengel Pellen (heute auf polnischem Staatsgebiet):
- Eigensinn
- Hasselpusch* (polnischer Name: Zagaje)
- Hirschken (Jelonki)
- Lauterbach* (Mędrzyki)
- Pellen* (Piele)
- Schönwalde* (Grabowiec).
Pfarrer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Hermsdorf amtierten von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945:
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Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gedenkstein 600-Jahr-Feier
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum 600-jährigen Jubiläum von Hermsdorf im Jahre 1937 stellte man einen Gedenkstein mit entsprechende Inschrift im Ort auf. Diesen Stein hat nach 1945 ein Bewohner von Pogranitschny namens Valentin im Wald aufgefunden und ihn im Ort wieder aufgestellt.
Museum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ebendieser Einwohner namens Valentin hat in Pogranitschny ein Freilichtmuseum eingerichtet, dessen Ausstellungsgegenstände auch an die deutsche Vergangenheit des Ortes erinnern (Stahlhelme, Gewehre, Flaschen der Brauerei Ponarth u. a.). Besonders wertvoll sind die hier aufbewahrten Taufsteine der Kirchen in Bladiau (heute russisch Pjatidoroschnoje) und Zinten (Kornewo).
Partnerschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der Stadt Papenburg in Niedersachsen besteht seit 1995 eine Partnerschaft.[6]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Söhne und Töchter der Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Georg Blumenthal (1872–1929), Schriftsteller, Mitbegründer der deutschen physiokratischen Bewegung und Mitarbeiter Silvio Gesells.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
- ↑ Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 25 июля 1947 г. «Об административно-территориальном устройстве Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 25. Juli 1947: Über den administrativ-territorialen Aufbau der Oblast Kaliningrad)
- ↑ umbenannt wurde nur Laukitten
- ↑ Im Umbenennungserlass mit Ecker bezeichnet. Möglicherweise also auch oder nur: Unter Ecker
- ↑ Durch das Закон Калининградской области от 30 июня 2008 г. № 253 «Об организации местного самоуправления на территории муниципального образования "Багратионовский городской округ"» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 30. Juni 2008, Nr. 253: Über die Organisation der lokalen Selbstverwaltung auf dem Gebiet der munizipalen Bildung „Stadtkreis Bagrationowsk“)
- ↑ https://stadt.papenburg.de/unsere-stadt/daten-und-geschichte/partnerstaedte/ Eintrag über die Partnerstädte auf der Homepage der Stadt Papenburg Abgerufen am 15. April 2019, 00:56